Acts 12

Text: Apostelgeschichte 12,1-25 Über dieses ganze Kapitel möchte man wohl die Überschrift aus den Sprüchen (10:25) nehmen: Der Gottlose ist wie ein Wetter, das überhin geht, und nicht mehr ist. Der Gerechte aber besteht ewiglich, oder, der Gerechte ist eine Grundsäule der Welt, und hat in dem ewigen Vorsatz GOttes solche große Bestimmungen, um welcher willen sein stilles unansehnliches Tun weit mehr zu bedeuten hat, als des Gottlosen großes, wettermäßiges, verderbliches, aber oft schnell überhingehendes Geräusch. Herodes ein überhingehendes Wetter mit seinen letzten Ausbrüchen! Petrus und Jakobus als ewig feststehende Säulen, samt der - unter ihrem Leiden - ausgeborenen Aufnahme des göttlichen Worts. Die Familie des Herodes hat in der Schrift gar viele Blutschulden auf sich. Der Großvater richtete bei Christi Geburt das Blutbad zu Betlehem an. Des Vaters Bruder ließ Johannes den Täufer enthaupten. Der Enkel befleckte sich nun mit dem Blut des Jakobus und hätte gerne noch weiter gegriffen. Aber der Väter Missetat wird samt seiner eigenen an ihm heimgesucht zu seiner Zeit, wo er es der äußerlichen Hoheit nach am weitesten gebracht hatte. - Jakobus war einer von denen, die sich das Sitzen zur Rechten und Linken JEsu in seinem Reich ausgebeten hatten, und dabei zur Gemeinschaft der Leiden JEsu verpflichtet wurde (Matth. 20) . Nun wird er unter den zwölf Aposteln der Erste, der um des Zeugnisses JEsu willen getötet wird. So wert übrigens der Tod seiner Heiligen vor GOtt geachtet ist, so wenig Worte: er tötete aber Jakobus mit dem Schwert, macht doch die Schrift davon, und unterscheidet auch damit das verdienstliche Leiden und den Versöhnungstod JEsu, der die einzige Quelle des Lebens ist, von dergleichen Vorfällen. Nachgehends hat sich der Menschen abergläubische Andacht doch mehr an die Werke und Leiden der Heiligen gehängt, anstatt an der heimlichen Weisheit, die GOtt in das Leiden und den Tod seines zur Versöhnung für unsere Sünden dahingegebenen Sohnes gelegt hat, fest zu halten. - Der Juden Haß ging aus einem unverständigen Eifer und Trieb eines unreinen Gewissens. Herodes, der sonst Manches dem Volk zuwider tat, war auch mutwillig genug, ihm hiermit auf Kosten des Christentums auch etwas zu Gefallen zu tun. Wie viel dergleichen Gemenge ist noch im Weltlauf, wie Manches geschieht, Anderen zu gefallen, und sie dann auch wieder zu seinem Gefallen zu haben. - In die Tage der süßen Brote fielen ehemals auch die letzten Leiden JEsu. Nun wird Petrus in das hernachmals , von dem ihm gesagt ward: du wirst mir aber hernachmals folgen, auch in diesen Tagen gezogen, und die gesamte Gemeinde mit ihm. Die einzigen, aber doch viel vermögenden Waffen derselben lagen im Gebet; und den Grund zu solchen Bitten konnten sie aus Joh. 17:15 nehmen. O durch welch anhaltendes Gebet, und durch welch Blut der Märtyrer hat die Bekehrung und Besänftigung der Könige und Gewaltigen auf Erden müssen errungen werden. Wie sollen wir Alles, was wir noch jetzt von stillem und geruhigem Leben zu genießen haben, noch als eine Frucht des Gebets Anderer vor uns dankbarlich ansehen, und uns mit unserem Warten auf das Reich GOttes durch unsere Versuchungswüste still durchkriechen; aber auch der Gebundenen fleißig gedenken, als der Mitgebundenen, als wodurch wir uns auch auf die Stunde der Versuchung am Besten vorbereiten. - So hoch - bis auf die letzte Nacht, ließ es GOtt mit der Not kommen, aber dann half Er auch herrlich. So pünktlich der Engel für Alles sorgte, was zu des Petrus vollständiger Ausführung gehörte, so verdeckt war es doch noch Petrus selber, wie die Gefangenen Zions sagen: Wir werden sein wie die Träumenden, wir werden es anfänglich kaum für wahr halten können. Werke GOttes haben auch sonst, dies Schicksal unter den Menschen, daß, ehe sie geschehen, sie Niemand viel glaubt, und wenn sie geschehen sind, man ihrer leicht wieder vergißt. Das Erste kann auch redlichen Herzen aus Schwachheit widerfahren. Des Anderen soll man sich ja nicht schuldig machen. Inmittelst werden doch die zum Ausrichten des Willens GOttes so freudigen Geister nicht müde, wenn schon ihre Handreichung noch so wenig erkannt wird. Die, so Engel der Gemeinde heißen, merken sich das auch wohl. Gleichwie der Engel Dienst unsichtbarlich geschieht, so dient auch Jeder gern, wenn Niemand auf ihn sieht. - Jakobus ward übergeben, Petrus für diesmal noch aus der Hand des Herodes errettet. Das Eine läßt GOtt zu, ein Exempel der Geduld und Beständigkeit zu zeigen, auch des Feindes Anklage niederzulegen. Das Andere tut ER, ein Muster der mächtigen Hilfe darzustellen. Laß es dir recht sein, zu welchem dich GOtt brauchen will. Wie elend einer sich sonst fühlt, und auch ist, nur da nicht Schande eingelegt, wenn GOtt an ihm unter den Leiden vor der Welt geheiligt und gepriesen sein will! - Das Warten, das Lauern auf Jemandes Fersen, das Raunen mit einander, wann wird er sterben, und sein Name vergehen? ist auch eine besondere Art Leiden, darüber der Geist, der auf den Leidenden ruht, öfters im Psalmbuch klagt. Gute Hand, die den Petrus gerade zu solch einer Gebetsgemeinde geleitet hat! An dem ausführlichen Beschreiben aller Umstände, vom Anklopfen des Petrus bis zu seinem Eingelassenwerden und Empfang, kann sich ein müßiger Kopf stoßen. Aber die Schrift ist zum Aufrichten derer, die in gleiche Not kommen, geschrieben. Denen ist es tröstlich, zu wissen, daß GOttes Augen auf den Glauben sehen, nicht nur wenn er in seiner Reinigkeit und Stärke einhergeht, sondern auch, wenn er beim Entsetzen etwas Ungeschicktes begeht. Sie baten um die Errettung des Petrus, aber diese Art war ihnen doch unvermutet und unglaublich. Vor Alters hielt man dafür, es habe jeder Mensch seinen eigenen Schutzengel, und bei Personen, die ihrem Ende nahe waren, vermutete man noch leichter, daß ein solcher Engel sich merken lasse. An einen Abgesandten von Petrus war hier nicht zu gedenken. Sie machten ja den Schluß aus der Gleichheit der Stimme, die sich unten am Tor hören ließ, und vermuteten also etwas, das schon lange in genauer Bekanntschaft mit Petrus stand. Aus der Schrift aber hat man eher Grund zu glauben, daß mehrere Engel zum Dienst und Schutz eines Heiligen bestellt sind. Dergleichen Fliehen , wie jetzt Petrus vornahm, ward ihnen von ihrem HErrn selbst gestattet und geraten. Mit der Vorsehung GOttes muß man demütig umgehen. Nach Herodes Tod ist Petrus gleichwohl wieder nach Jerusalem gekommen, wie aus Kap. 15 zu ersehen ist. Die Hüter bekamen insofern unschuldig darüber zu leiden. GOtt aber brachte etwas über sie, das sie in seinem Gericht an sonst etwas verschuldet hatten. Herodes bekam oder machte sich anderwärts etwas zu schaffen, und darüber bekam GOttes Volk einige Erholung. So zog der Philister Einfall den Saul von David ab (1.Sam. 23:27) . So gab der Türkenkrieg und die dazu nötige Hilfe, desgleichen die Trennung zwischen Frankreich und Österreich, manche Luft für das protestantische Wesen. - Der bestimmte Tag mag ein Gedächtnis, = Geburts = oder Namenstag des Kaisers, oder ein - zu einem Schauspiel für das Volk gewidmeter Tag gewesen sein, wie das die alte Klugheit der Welt ist, aus einem Volk allen Sinn auf GOtt, alle Hoffnung auf sein Reich, eben damit aber auch allen Bedacht auf ihren und ihrer Kinder gegründeten Wohlstand hinaus zu geigen, zu singen, und zu gaukeln, daß man mit Leuten, die nie recht bei sich selber sind, anfangen kann, was man will. Das königliche Kleid beschreibt der jüdische Geschichtsschreiber Joseph als ein künstliches Gewebe von Silber, durch welches die Strahlen der aufgehenden Sonne fielen, daß es einen ungewöhnlichen Glanz gab. Nichts ist gefährlicher, als die Verletzung der göttlichen Ehre. Billig sollte man auch heutigen Tages im Austeilen und Einnehmen so vieler Ehrenbezeugungen bedächtlicher sein. Es scheint wohl, das Volk habe es mehr verfehlt. Aber GOtt wußte wohl, wie Herodes das Volk dazu gereizt, mit was für Wohlgefallen er es annahm, und wozu er es mißbraucht haben würde. Es läuft freilich bei solcher Sündengemeinschaft sehr in einander, wie beim Geschenk geben und nehmen. - Die Engel haben gar einen großen Eifer für GOttes Ehre (Offb. 19:10) und daher auch Fertigkeit, einen Eingriff zu rächen. GOtt die Ehre geben, lernte Nebukadnezar auch auf einem sehr rauhen Weg (Dan. 4:34) . Nach dem Schlag hat es Herodes auch getan, und unter seinen Schmerzen die Schmeichelei verabscheut. Aber vorher wäre es angenehmer gewesen. Denkt man aber, wie bei Manchem greift der Eifer des HErrn nicht so schnell zu? so wisse man, daß ein Mancher auch mit seinem längeren Leben so ansehnlich ausgezeichnet ist, als Herodes mit seinem schnellen Tod, wenn man dabei mit Händen greifen muß, daß er seinen Ruhm überlebt, und weit nicht ausgerichtet hat, was er auszurichten gemeint hat. Mit dem Wort GOttes und dessen Wachstum hat es die Apostelgeschichte eigentlich zu tun. Auf dieses lenkt sie auch gleich wieder von Herodes Geschichte. Wie viel seiner Feinde hat das Wort schon überlebt! O GOtt, gib Gnade, daß ich es allezeit mit Deinem Wort, und nicht mit der Welt halte! Wie unansehnlich die Verrichtung von Barnabas und Paulus, aber wie ewig bleibende Frucht davon! Wie glänzend Herodes Geschäft, aber wie wurmstichig und verwesend!
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